Sondertilgung bei Kreditrückzahlung: Praktisch, aber nicht immer kostenlos

von | Okt 1, 2021 | Spartipps

Verbraucherfreundlich zu sein, ist nicht immer das Hauptziel eines Kreditgebers. Aber gesetzliche Bestimmungen auf der einen und Konkurrenzdruck auf der anderen Seite bringen doch einige verbraucherfreundliche Optionen mit sich. Eine davon ist die Möglichkeit, kostenlose Sondertilgungen zu machen.

Sondertilgung bedeutet, dass Sie Teile Ihres Kredits zusätzlich zu Ihrer festen Kreditrate tilgen, also „zwischendurch“ einzelne Beträge zurückzahlen können. Viele Kreditgeber begrenzen die Sondertilgung auf gewisse jährliche oder generelle Maximalbeträge.

Warum ist eine Sondertilgung vorteilhaft für die Kreditnehmer/innen, aber nachteilig für Kreditgeber?

Für Kreditnehmer/innen ist eine Sondertilgungsoption prinzipiell sinnvoll. Denn wenn Sie den finanziellen Spielraum dazu haben, zum Beispiel wenn am Jahresende mehr Geld übrig ist als erwartet, können Sie diese Summe oder einen Teil davon für die Kredittilgung verwenden. Ihre Restschuld wird mit jeder Sondertilgung deutlich geringer, und dadurch reduzieren sich die verbliebenen Zinsen und natürlich auch die Kreditlaufzeit, sodass Sie schneller schuldenfrei sind.

Und hier liegt natürlich auch gleichzeitig der Nachteil für die Bank: Dadurch, dass ihre Kreditnehmer/innen Sondertilgungen machen und damit Zinsen sparen, verliert sie Einnahmen.

Außerplanmäßige Tilgung erlaubt, aber mit Gebühren oder höheren Zinsen? Die Details sind wichtig!

Eine Sondertilgung ist eine gute Option, um bei der Kreditrückzahlung Geld zu sparen. Doch uneingeschränkt empfehlenswert ist sie nur, wenn sie auch wirklich komplett kostenlos ist. Das ist manchmal der Fall, aber nicht immer. Es gibt auch noch zwei weitere Optionen: Dass die Sondertilgung eine Gebühr kostet, oder dass die Zustimmung zur Sondertilgungsoption prinzipiell höhere Zinsen mit sich bringt.

Sondertilgung bei höheren Sollzinsen

Manche Kreditgeber bieten eine gebührenfreie Sondertilgungsoption bei Bedarf zwar an, aber erhöhen bei Kunden und Kundinnen, die diese Option auswählen, die Sollzinsen, um den eventuellen finanziellen Nachteil auszugleichen. Das ist vor allem bei der Immobilienfinanzierung häufig der Fall, kann aber auch beim einfachen Konsumentenkredit nicht ausgeschlossen werden.

Für Sie als Kreditnehmer/in ist es dann aber fraglich, ob die Sondertilgung überhaupt einen Vorteil bringt. Denn wenn sich herausstellt, dass Sie die Option letztendlich kaum oder gar nicht nutzen können, weil die finanziellen Möglichkeiten dafür fehlen, zahlen Sie ganz umsonst höhere Zinsen – nur, weil eine Sondertilgung theoretisch möglich ist.

Es kann sich aber auch trotz höherer Zinsen lohnen. Zum Beispiel dann, wenn absehbar ist, dass Sie in Zukunft regelmäßig Sondertilgungen tätigen werden, weil etwa eine Beförderung mit Gehaltserhöhung ansteht oder Sie ein Erbe ausgezahlt bekommen. Unser Zinsrechner kann bei der Entscheidungsfindung dienlich sein.

Vorfälligkeitsentschädigung bei Sondertilgung

Eine andere Möglichkeit, die Banken haben, um ihren durch die Sondertilgung entstehenden Nachteil auszugleichen, ist, eine Vorfälligkeitsentschädigung zu verlangen. Gesetzlich haben sie darauf einen Anspruch, haben aber auch zugleich bei der Höhe enge Grenzen: Eine Vorfälligkeitsentschädigung darf immer nur maximal 1,0 % der verbliebenen Kreditrate betragen.

Immerhin müssen Sie bei dieser Art der kostenpflichtigen Sondertilgung nur dann zahlen, wenn Sie auch einen Vorteil für sich erzeugen, indem Sie tatsächlich eine Sondertilgung tätigen und damit Ihre Restschuld plus Zinsen und Ihre Laufzeit reduzieren.

Achten Sie darauf, dass die Sondertilgungsoption Ihnen nicht mehr schadet als nützt

Lassen Sie sich also nicht täuschen, wenn ein Kreditangebot damit werben sollte, dass eine Sondertilgung erlaubt ist. Entscheidend ist, dass sie keine weiteren Kosten mit sich bringt – also auch, dass sich durch Annahme der Sondertilgungsoption der Zins nicht verändert.

Natürlich kann kein Verbraucher etwas dagegen ausrichten, wenn Banken eine kostenlose Sondertilgungsoption prinzipiell – ohne Möglichkeit, sie abzulehnen – in ihre Kreditkonditionen aufnehmen und gerade deshalb den effektiven Jahreszins grundsätzlich anheben. Aber dann haben Sie von Anfang an die Wahl, auf das Angebot gar nicht erst einzugehen, weil Ihnen die Zinsaussichten nicht zusagen, und sich im Kreditvergleich nach anderen Krediten umzusehen.

Klären Sie das Thema Sondertilgung ab, falls Unsicherheiten bestehen, und lesen Sie die Inhalte der Kreditbeschreibung und des Vertrags genau durch. Eine kostenlose Sondertilgungsoption lohnt sich immer, sofern der Ideal- und Zweidrittelzins grundsätzlich vielversprechend sind, der Kredit also nicht überteuert erscheint.

Ist sie aber durch höhere Zinsen oder eine Vorfälligkeitsentschädigung kostenpflichtig, lohnt sie sich nur unter Umständen und Sie müssen vorher – wenn möglich – rechnen, ob Sie dann tatsächlich Geld sparen oder vielleicht sogar draufzahlen.

In einigen Fällen – wenn die Kreditlaufzeit zum Beispiel ohnehin nur wenige Jahre beträgt, Sie ohne Sondertilgungsoption günstige Zinsen bekämen und es ohnehin unwahrscheinlich ist, dass Sie die Option nutzen werden – lohnt es sich auch, die Sondertilgung abzulehnen, wenn Ihr Kreditgeber sie Ihnen anbietet.